Samstag, 11. Dezember 2010

1. Woche Arbeiten in Australien

So die erste Woche als Arbeitnehmer in Australien ist vorüber. Was hab ich jetzt so gemacht? Ich hab die Woche ja erst Dienstag angefangen, wie schon geschrieben im Hotel in Bassendean. Den Dienstag und den Mittwoch hab ich damit zugebracht Modems zu konfigurieren und zu testen. Am Mittwoch hatten die beiden Firmeneigner ein Gespräch, bei dem sie einen dritten Partner (Steve) gewinnen konnten. Laut Aussage ist es gut wenn der mitmacht, denn zum einen hat er das Geld und zum anderen hat er sowas schon mal gemacht, der weiß wie das geht (ich denke eine Firma gegründet). Kaum war der an Board, hat er aber auch gleich delegiert, dass die Geräte, an denen ich arbeite, zurück ins Büro kommen und dort weitergearbeitet wird. Deswegen hab ich mit Simon (der Chef, der mich eingestellt hat) am Donnerstag den ganzen Kram von Bassendean wieder nach Northbridge gebracht. Ich hab mich ja nur geärgert, weil Simon mir schon angekündigt hatte, dass ab Montag wieder in Northbridge gearbeitet wird und ich mich noch auf zwei Tage gutes Mittagessen im Hotel gefreut hatte. Nun ja, in Northbridge wurde dann mein Aufgabenfeld erweitert. Die Geräte welche die Firma verkauft, sind selbst entwickelt und werden durch einen Zulieferer gefertigt. Deswegen kommen die aber alle „blöd“ an und müssen erst mal erklärt bekommen, was sie eigentlich sind und was ihre Aufgabe ist. Das alles macht die Firmware. Meine glorreiche Aufgabe war es nun, alle die Geräte mit einer Firmware auszustatten und zu testen. Testen auf Funktionalität in Verbindung mit dem externen Modem aber auch ob z.B. die richtige Spannung an den verschiedenen Eingängen anliegt. Als ich so mit meinem Messgerät vor dem Apparat saß, hab ich mich gefragt ob ich denen mal erzählen soll, welch eine Leuchte ich in „Elektrische Messtechnik“ in meinem (kurzen) Nachrichtentechnikstudium war. Ich hab mich dann dagegen entschieden, sonst hätten sie mich vielleicht direkt gefeuert…
In Summe hab ich 21 Pakete, bestehend jeweils aus vier Geräten und jeder Menge Zubehör, getestet, gerichtet und dokumentiert. Am Freitag wurde es dann auf einmal hektisch und alles musste schnell in Boxen gepackt und ins Auto geladen werden. Später hab ich dann erfahren, das war die erste Sendung an Geräten überhaupt, welche an Kunden raus ging. Und das haben die mich machen lassen? Mutig!
So ab Montag soll ich jetzt das machen, weswegen ich eigentlich eingestellt wurde: Programmieren. Ob ich das Java Applet (Ja bitte) oder die Änderung an der Firmware (um Gottes Willen Nein) machen soll, weiß ich noch nicht, denn bisher haben wir die Werkzeuge zum Kompilieren der Firmware noch nicht zum Laufen gebracht. Mein Chef hat mich gestern abend mal für Montagmorgen acht Uhr bestellt. Acht ist okay, hab die Woche immer um halb neun angefangen, dann gibt’s halt ne halbe Stunde mehr auf dem Lohnzettel.
In der Firma arbeiten zwei Menschen von denen ich nicht mal genau weiß was sie eigentlich machen. Die arbeiten wohl auch mehr für Steve als für die Firma. Der hat nach seinem Einstieg innerhalb von 24h mehr organisiert als die beiden bisherigen Eigentümer. Was die beiden absolut faszinierend finden. Ich bin absolut begeistert von der australischen Mentalität der beiden Alteigentümer. Die entschuldigen sich hier für alles und jeden. Beispiel: Ich saß im Büro und hab meinen Stift gesucht. Der lag hinter mir auf dem Tisch. Simon ist durch den Raum gedüst und hat irgendwelche Sachen verteilt, dann schaut er mich an und ich war halt grad mit meinem fragenden Blick im Zimmer unterwegs. Als ich dann meinen Kulli erspäht habe und erleichtert war, dass diese große Suche endlich vorüber ist, schaut er mich an und sagt „sorry“, als ob er was dafür könnte, das ich meinen Kulli auf dem Tisch hab liegen lassen. Außerdem haben sie sich immer entschuldigt, weil ich zu Beginn der Woche in das Hotel fahren musste und es jetzt doch im Büro weiter geht und so weiter und so weiter. Ich hab denen schon so oft gesagt, dass das für mich okay ist. Ich hab schon unter wesentlich schlimmeren Umständen wo gearbeitet. Als ich bei Daimler angefangen hab, hatte ich nicht mal nen Arbeitsplatz. Sehr lustig finde ich, dass in den Büroräumen noch Bilder und Auszeichnungen der Firma hängen, welche da vorher drin war. Am Montag muss sich jetzt mit der Chefin auskaspern, wie wir das mit dem Lunch machen. Ich hab diese Woche dreimal Essen bekommen und nicht einmal dafür bezahlt. Ich hab am Freitag kurz nachgefragt, da hat es geheißen als Wiedergutmachung für die chaotischen Arbeitsumstände (?). Steve hat mir am Freitag ein Big Meat Sandwich mitgebracht, mein lieber Schwan. Man nehme ein halbes Weißbrot, schneide es auf belege es mit allem was die Wursttheke hergibt, Salat, Tomate und Gurken und lasse es einfach offen stehen, denn zusammenklappen geht eh nicht mehr. Auf dem Sandwich waren ungelogen 2cm Wurst. Das war mir schon zu viel und das will was heißen.
Das Steve Geld hat, wurde mir übrigens bewusst, als wir die Kartons ins Auto gestellt haben, der fährt nen großen Mercedes Geländewagen. Nicht billig. Ansonsten haben sie noch beratschlagt in welcher Größenordnung die nächste Bestellung Geräte sein soll. Wenn sie das wahr machen, muss sich sehen, dass die kommt, wenn ich schon wieder weg bin. 50 Pakete mit Firmware bespielen und testen – das ist Sklavenarbeit, das gliedere ich dann nach China aus. Obwohl ich wird ja dafür bezahlt, mir soll es recht sein.
Für den findigen Linguist unter den Lesern, ja ich habe outsourcing mit dem deutschen Wortgebilde ausgliedern umschrieben. Es lebe die deutsche Sprache, ich muss genug englisch hier benutzen! So wie schon gesagt. Montagmorgen um acht geht es weiter. Mehr zu meinem australischen Arbeitnehmerleben dann im Verlauf der nächsten Woche.

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