Mittwoch, 29. Dezember 2010

Perth V

Der Titel ist Programm, meine fünfte Woche in Perth und damit der Ort der Welt, an dem ich am längsten gewohnt hab, außer zu Hause. Noch offen vom letzten Post, das Thema Kaffee. Das erste was ich in Australien eingestellt habe, war mein exorbitant hoher Konsum von Kaffee, nicht weil ich auf einmal ein erfüllteres Leben haben will und mir der Wirkung von zu viel Koffein auf den Organismus bewusst geworden bin, sondern weil es in den Hostels einfach keinen gibt und der auf der Straße arschteuer ist. Das war jetzt mal n Satz, was? Ich bin ja ein puristischer Kaffeetrinker. Er darf schwarz sein. Im Normalfall mit Milch. Vielleicht auch mal mit Aroma, wenn aber nur Vanille. Ende und aus. Dieses ganze Latte Karamell mit Smartie, Gummibär, Heidelbeere, Fruchtzwerg Aroma Gedöns mit Schokostreuseln und einem Hauch Brennessel* kann mir im Normalfall gestohlen bleiben. So, seit ich in Perth arbeite und damit wieder einer mir vertrauten Art und Weise lebe, braucht es gelegentlich nen Kaffee. Also auf dem Weg zwischen Hostel und Wirkungsstätte liegen drei mögliche Entnahmestellen hierfür. Den ersten hatte ich zusammen mit meinem Chef als wir auf dessen Freundin gewartet haben, weil er seinen Schlüssel vergessen hatte. Ich wollte nur nen Kaffee, Schaut der Mensch hinter der Theke mich an und rattert mir da was an den Kopf. Ich hab mit den Schultern gezuckt und wiederholt, dass ich nur nen Kaffee will. Mein Chef hat mir dann einen Flat White geordert. Man nehme Unmengen Milch, schäume diese auf und kippe einen Espresso rein. Wer den Unterschied zu einem Latte Machiato rausarbeiten will, kann das gerne tun. An einem anderen Morgen, an einer anderen Entnahmestelle habe ich das verifiziert und hab das Gleiche bekommen. Nachdem ich ja aber eigentlich nen Kaffee wollte, hab ich am nächsten Morgen nen Tall Black bestellt. Das ist das was einem Kaffee am nächsten kommt. Eigentlich ist es ne Tasse heißes Wasser, in die zwei Espresso geleert werden. Milch gibt es dazu übrigens keine. Fazit: Ich schieb das Kaffeetrinken wieder bei Seite und werde mir nur gelegentlich irgendwas aus diesem Schreckensfundus holen. Kaffee gibt es wohl nur bei McDonalds. Dank weltweiter eingefahrener Prozesse, weiß ich wenigstens das ich dort einen gebrühten Kaffee bekomme und nicht aromatisiertes, heißes Wasser.

Neues aus dem Hostel: hier geht es zu wie im Taubenschlag. Ich hatte ja Hoffnung, dass es über Weihnachten und Neujahr ruhiger wird und ich vielleicht mal Jemanden aufs Zimmer bekomme, der spricht und länger da ist. Pustekuchen. Hier ist ein Kommen und Gehen. Am 24. bis 26. hatte ich einen Asiaten, ich würde gerne genauer sagen woher er kam aber ich kann es noch immer nicht bestimmen. Ich würde Koreaner tippen, könnte aber auch wieder ein Malaie gewesen sein. Ich bin für Kennzeichnungspflicht… Ups, ich nehm es ja schon zurück. Auf jeden Fall, lag der Typ den ganzen Tag im Bett und hat auf seinem „iIrgendwas“ rumgedrückt. Soviel Musik hören oder spielen kann man gar nicht. Aber wirklich immer wenn ich ins Zimmer kam, lag der im Bett. Phänomenal lustig fand ich: Am 26. Bei annähernd 40° ist er dann raus. Was macht man bei solchen Temperaturen? Richtig, lange Hosen anziehen, ganz wichtig. Abreisen hab ich ihn nicht sehen und hören, das war am Montag da hatte ich Katerstimmung. Am 25. ist der nächste Asiate eingezogen, der hat erst mal einen ganzen Stapel Reiseführer auf dem Schrank drapiert, da hab ich schon gedacht der zieht fest ein. Der war am 27. dann aber auch wieder weg. Gestern ist dann eine asiatische Familie eingezogen. Vater mit seinen beiden Söhnen, die blieben aber auch nur eine Nacht. Anscheinend gibt es im Pazifikraum zu Weihnachten Fluggutscheine, denn heute ist der nächste Asiate eingezogen, vorläufiger Höhepunkt, der hat seinen Koffer am Bett festgemacht und seinen Spint mit einem riesigen Vorhängeschloss gesichert. Ich weiß nicht ob er Druckplatten dabei hat oder so. Ich hab mal Beweisfotos gemacht.



 Ich war übrigens am 25. endlich in Northbridge Bilder machen. Die folgen im nächsten Post. In der Internet Lounge sitzt heute schon einer den ganzen Tag. Erst hat er Poker gespielt über Stunden hinweg. Das will was heißen, denn die Stühle sind äußerst unbequem, im Moment hat er ein Programm offen, das sieht aus wie Pferderennen. Der zockt anscheinend um seinen Lebensunterhalt in Down Under zu finanzieren. Gut, Jedem wie er kann. Sehe gerade er pokert immer noch, mehrere Tische gleichzeitig. Ansonsten wechselt hier das Publikum unglaublich schnell im Moment. Nur ein paar Gesichter die noch immer hier rum dümpeln, ich zum Beispiel. Heute war anscheinend der Jahresputz dran. Alle Teppichböden wurden feucht gereinigt, weshalb im gesamten Hostel ein schöner Duft von Desinfektionsmittel liegt. Hat was von Krankenhaus. Außerdem war endlich mal einer bei mir im Zimmer, der das Deckenlicht reparieren sollte/wollte. Das ist erst sein mindestens fünf Wochen kaputt. Naja, Die Lampe ist wieder zu. Eine Leiter steht noch im Raum, Licht geht aber immer noch nicht.

Am 26. waren hier die Geschäfte in der Innenstadt wieder offen, was in dieser Stadt los war, ist unglaublich. Ich glaub 70% aller Weihnachtsgutscheine wurden an diesem einen Tag eingelöst. Ansonsten war ich am 26. Auf BBQ eingeladen. Mein Chef und Chefin hatten geladen, zwecks Verlobung. Ich war jedoch 6 Stunden zu früh da. Das BBQ ist von vier bis zehn. Nicht umgekehrt. Ich hab die Einladung falsch gelesen. Ich bin dann aber nochmal heim. Er hat mir zwar angeboten mich ins Wohnzimmer zu setzen und Fernseh zu schauen. Ich kann mir aber zu gut vorstellen wie es ist, wenn man ein Fest plant und einer der eigentlich nix damit zu tun hat, hockt schon Stunden vorher im Weg. Ich hab lieber später nochmal den Bus bezahlt und bin halt wieder hin gefahren.
Das Fest war nett. Ich stand halt relativ oft rum wie bestellt und nicht abgeholt, hab aber immer wieder Jemanden zum reden gefunden. Ich weiß zwar nicht wer die Leute waren und werde sie wahrscheinlich auch nicht wieder sehen aber naja. Ich habe ungefähr hundert Mal erklärt, dass ich etwa aus der Mitte Deutschlands komme, 60 km südlich von Frankfurt. Frankfurt kennen erstaunlich viele Leute.
Man trinkt in Australien übrigens Corona und Gin Tonic. Ich hab mich nur an Corona gehalten, ich hab den Jägermeister nicht mal angefassst. Hat aber auch so gereicht. Deswegen auch der Kater am 27.

So das sollte mal wieder genug sein im Moment. Mehr gibt’s glaub auch grad net. Bis demnächst.
 
* Word sagt es heißt Brennnessel aber das verstößt gegen mein Verständnis guter, deutscher Sprache. Nein, ich hab die Rechtschreibreform nie unterstützt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen