Auf der Fahrt nach Port Macquarie, noch auf der Gemarkung Newcastle hab ich dann eines der besten Angebote gesehen: Oktoberfestparty, Eintritt, Half Stein (Bier), Essen und Schnaps nur $65. Na das lohnt sich doch mal. Die Fahrt nach Port Macquarie war erstaunlich unaufregend, so dass man das getrost überspringen kann. In Port Macquarie angekommen, wurden Gäste des Hostels von einer Mitarbeiterin in Empfang genommen, welche äußerst lebhaft war. In den fünf Minuten Fahrt zum Hostel (Entfernung 800m) wurden die Neuankömmlinge über die Lage aller wichtigen Geschäfte aufgeklärt, außerdem wo die Sehenswürdigkeiten liegen und wie schön es normal ist, wenn es heute nicht gerade regnen würde. Außerdem hat sie auch gleich mitgeteilt, dass sie nicht weiß warum alle Welt Koalabären so mag. Sie lebe schon ihr ganzes Leben in Australien und hat bis vor ein paar Monaten nur etwa neun Stück gesehen. Inzwischen sei sie in die Nähe des Koalahospitals gezogen, so dass gelegentlich einer bei ihr auf der Veranda sitze, den sie dann immer vertreiben muss, da diese Radau machen wenn sie sich paaren wollen. Das Hostel in Port Macquarie ist eigentlich ein Einfamilienhaus an dem ein wenig angebaut wurde und so immerhin sieben oder acht Räume geschaffen wurden. Immerhin gab es dort sogar Frühstück. Da es aber nun mal nur ein Einfamilienhaus war, wurden die Sanitärräume kurzerhand ausgelagert. In einem Schuppen, der hinterm Haus stand, wurden dann also die Toiletten, Duschen und der Wäscheraum eingepasst. Das ganze hatte hierdurch etwas von Camping. Wollte man nachts aufs Klo, musste man den Schlüssel mitnehmen und ab übern Hof. Zunächst war ich allein im Zimmer, worauf ich mich schon richtig gefreut hatte, bis gegen abend zwei Mädels zur Tür reinkamen, welche ebenfalls in dem Zimmer wohnten. Sehr lustig, das sie mich erst auf englisch fragten, ob alle drei Betten frei waren und dann auf deutsch ausbaldowert haben, wer oben schlafen darf. Ich hab mich dann jedoch auch als Deutscher zu erkennen gegeben und später erfahren, das sie eigentlich nur vier Wochen in Australien sind und in dieser Zeit die Ostküste runter fahren. Sehr gut hat mir bei der einen gefallen „Mein Flieger geht am Samstag, Dienstag geht die Uni wieder los.“ Ich weiß nicht ob ihr klar war, dass sie allein zwei Tage fliegt, wenn auch gegen die Uhr…
Um mein Englisch zu improven, hab ich mich dann abends mit den anderen Hostelbewohnern vor den Fernseher gehockt. Es lief erstmal mehrere Stunden lang ein Countrymusik Kanal, da ansonsten nix vernünftiges kam. Die anderen Bewohner waren ein Koreaner, der nach drei Wochen in Australien, nach eigener Aussage, kein Geld mehr hatte. Der konnte aber äußerst wenig englisch, so dass die Konversation etwas holprig war. Ansonsten war noch ein Ire da, mit dem ich mich kurz unterhalten hab. Naja Iren sind ja für ihre offene, freundliche Art bekannt, weswegen sie auch öfters mal mit Odenwäldern verwechselt werden. Ich konnte dann später immerhin noch NCIS einschalten um festzustellen, dass ich diese Folge schon kannte.
Am nächsten Tag hab ich mir dann vorgenommen die Küsten zu besichtigen, da sollte schon so bis um vier dauern. Naja hab um zehn angefangen und war um elf fertig. Ansonsten gab es in dieser Stadt eigentlich nichts zu tun. Im örtlichen Einkaufszentrum war ich zu dem Zeitpunkt schon gewesen. Hab sogar mehr Geld ausgegeben als normal. Neben den üblichen 10-20 Dollar für Lebensmittel gab es diesmal ein Hemd, damit ich wenigstens eine Woche komplett bestreiten konnte, ohne waschen zu müssen.
Zurück im Hostel hatten mich die beiden Damen verlassen und ein, nennen wir es mal, älterer Herr war eingezogen. Mit dem hab ich dann zur Abwechslung mal viel englisch gesprochen. Giovanni, ursprünglich aus Holland, mit seinen Eltern so um1960 nach Australien ausgewandert. War zum Klassentreffen in Port Macquarie, Die Schule war zwar nicht hier, aber es war so der zentralste Punkt, den alle Beteiligten ausmachen konnten. Für ihn waren das dann auch nur knapp 600 km Anfahrt. Andere mussten weiter fahren. So viel zum Thema Dimensionen. Was ich nicht verstehe, wieso ich mich als Erwachsener Mensch (finanzielle Mittel vorausgesetzt) in einem Hostel einmiete, wenn ich mir wesentlich bequemer ein Hotel nehmen könnte?!? Toll fand ich den Tipp: Nach Perth um Gottes Willen nicht fahren, das sind 30 Stunden eintönige Landschaft. Hm, ich find sowas ja spannend. Bin ja auch am überlegen, ob ich irgendwie nach Broken Hill komme. Das ist irgendwo mitten in der Pampa. Da gibt es Nix. Warum dann da hin? Einfach damit man mal da war. Später am Tag bin ich dann noch ins Koalahospital und hab dort eine Führung mitgemacht. Allein dadurch bin ich jetzt quasi Halbprofi was Koalas angeht + Gewissen beruhigt, da ich fast mein komplettes Kleingeld gespendet hab, außer den großen Münzen.
Das Wetter in Port Macquarie war übrigens eine Nummer für sich. Strahlender Sonnenschein, dann bewölkt, dann auf einmal ein sintflutartiger Regenguss. Dann klart es wieder auf. Beste Aussichten. Kaum war ich daheim, ging es auch schon wieder los. Der Tag der Abreise war übrigens ein Kapitel für sich. Zimmer musste um zehn geräumt werden. Für die Gepäckaufbewahrung wollte das Hostel $5 haben, was ich ja mal gar nicht einseh. Also Tasche mitgenommen. Da war es zehn, noch was zu trinken gekauft, um halb elf an der Bushaltestelle gesessen, es hat ein wenig geregnet. Der Bus kam aber erst um halb drei. Nachdem es in Port Macquarie aber wie schon gesagt nichts weiter zu tun gibt. Saß ich nun da und beobachtete den Verkehr.Gott sei Dank war Renntag und der Busshuttle fuhr von der selben Haltestelle ab. So dass ich die nächsten vier Stunden damit beschäftigt war, zu schauen wie die Damen und Herren in Kleid und Anzug oder auch eine reine Männergruppe in unglaublich hässlichen Partyhemden zum Rennen gegangen sind. Es gibt übrigens in Australien alles, was es bei uns auch gibt. Von Möchtegerns die zum schwarzen Anzug weiße Schuhe tragen. Gruppen von Woo-Girls und auch Menschen, die auf einen schwarzen Anzug pinke Elfenflügel tragen und mit Zauberstab durch die Gegend gedüst sind. Ich hab unwillkürlich an den Herrn Schuster denken müssen. Naja irgendwann kam der Bus und die Reise ging weiter Richtung Norden, auf nach Coffs Harbour.
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