Den normalen Backpacker machen ja zwei Dinge aus: Knappheit an Finanzmitteln und die Frage, was man am nächsten Tag treibt. Nachdem ich ja inzwischen Luxusbackpacker bin, habe ich solche Probleme ja nicht oder zumindest nur sehr eingeschränkt. :-D
Jetzt hatte ich leider das Problem, das ich nach fünf Monaten mit meiner Musik auf dem Rechner ziemlich durch bin. Deshalb habe ich beschlossen, dass die Australier mir zu ehren ein Musikfestival veranstalten sollen. Natürlich im Festival State South Australia und dort in stilecht in Adelaide. Falls sie das auf die Reihe bekommen, fliege ich eben dafür ein und nehme dann auch Teil, als Zeichen meiner Wertschätzung. Gesagt – getan.
Okay, das Festival war nicht unbedingt für mich aber dort war ich trotzdem. Und frei nach dem Motto „Was kostet die Welt ?“, bin ich für diesen Anlass mal schnell nach Adelaide und zurück gejettet.
Die Reise begann letzten Freitag um vier Uhr. Tasche ins Schließfach und dann durch ein noch schlafendes Melbourne an die Southern Cross Station gelaufen. Von dort mit dem Skybus an den Flughafen und dann um 6:30 Uhr mit dem Flieger nach Adelaide. In Adelaide formschön den Tag mit rumlungern verbracht und abends dann relativ früh ins Bett. Okay rumlungern trifft es jetzt nicht wirklich. Ich bin nochmal durch die Innenstadt und hab ausgekundschaftet, wo ich am nächsten Tag eigentlich hin muss. Besonderes Highlight war die Tatsache, dass ich gegen vier hungrig wurde und beschlossen habe: „Die nächste Möglichkeit zur Nahrungsaufnahme, wird wahrgenommen“. Um die nächste Kurve stand ich vor den goldenen Doppelbogen. Es könnte schlimmer sein.
Am nächsten Morgen um kurz vor zehn das Hostel verlassen, der Zeitplan war frühstücken gehen und dann die erste Band um elf anschauen. Leider war in dem Stadtteil, durch welchen ich lief, NIX los. Also ich finde 10.00 Uhr, an nem Samstag, jetzt nicht so ungewöhnlich um was zu essen. Die Geschäfte waren aber alle zu. Also, auf halbem Weg nochmal zu McDoof. Hier war ich aber nicht allein. Es waren ungefähr 30 Menschen mit jeder Menge Bandshirts ebenfalls zum Frühstück da. Das ganze gepaart mit einem konstanten Zu- und Abstrom, das war der umsatzstärkste Tag in der Filialgeschichte glaub ich. Dann ging es Richtung Festivalgelände. Sehr schön, die erste Spur neben dem Fußgängerweg war abgesperrt, man erwartet wohl eine Völkerwanderung. Am Geländeeingang konnte ich nur staunen. Im jeden Australier steckt ein Engländer. Die haben eine formvollendete Schlange gebildet. Immer so breit wie der Weg war und dann alle hintereinander weg. Das kann Dir in Deutschland nicht passieren. Auf gar keinen Fall. Da heißt es Formation Sauhaufen und es bildet sich ein riesiger Mopp vor der Tür, der sich keinen Millimeter bewegt, bis die Tür offen ist, weil jeder Angst hat, das er nicht der erste ist. Egal ob er auf einem Weg, Rasen oder im Blumenbeet steht. Sehr vorbildlich die Australier, in dieser Beziehung.
Tore auf – Menschen auf das Gelände. Ticket gescannt, dann durch die Expresslinie, da ich keine Tasche dabei hatte. In Australien darf man übrigens Flaschen und Kram mitbringen, die machen auch keine Personenkontrolle, wo sie einen von oben bis unten abtatschen. Wesentlich angenehmer als in Deutschland. Auf dem Gelände war dann typisches Festivaldasein. Einziger Unterschied, was mir sehr gut gefallen hat, wollte man an die Stände, wo es alkoholhaltige Getränke gab, musste man vorher an einem Checkpoint vorbei, dort nachweisen, dass man über 18 ist und hat dann ein Armband bekommen. Vor den Getränkeständen wurde dann nur kontrolliert ob man ein Armband trägt. Mangels solch unnützer Dinge wie Dosenpfand, wurden dort alle Getränke in Dosen verkauft. Hinter der Theke waren Tische aufgebaut, auf denen standen 30 Literbehälter, welche mit Dosen und Eis gefüllt waren. Der Verkauf ging sowas von schnell. Auf der anderen Seite der Tische, waren nochmal so viele Mitarbeiter damit beschäftigt die Behälter wieder zu füllen. Super. Preise – auch super. Eine Dose Bier (375ml) die Standardgröße hier $8. JimBeam Cola und Wodkamischgetränke $10 und 12.
So elf Uhr, erste Band auf meinem Spielplan I see Stars. Ich hab gedacht das wäre sowas wie die örtliche Hardrockschulgruppe – so sahen sie zumindest aus. Dann sagt der Mensch am Mikrofon das sie aus Detroit sind. Die wurden extra importiert, dabei konnte der Sänger nicht singen und der Shouter nicht shouten. Naja, nach zwei Liedern war ich dann auch weg und hab mir Nonpoint angehört. War besser. Danach ging es dann auch schon zur ersten Band, die ich wirklich sehen wollte: 36 Crazyfists. Fantastisch. Hat mir sehr gut gefallen, kann man den ganzen Tag hören. Freu mich schon, wenn die wieder zu nem Konzert in voller Länge nach Deutschland kommen. Danach ging es zurück an die großen Bühnen, wo ich mir den Rest von Bullet for my Valentine angehört habe. Ich kann mit der Band nicht wirklich was anfangen. Die haben aber ein Lied, das spielen sie immer. Das ist so das „Jochen latscht auf einem Festival vor der Bühne rum Lied“ ich glaube es heißt „Over the top“ Das habe ich dann wieder Live miterlebt. Sollte sich jetzt Jemand fragen, was ich denn dort gemacht habe, wenn ich die Musik nicht mag, ich hab auf die nächste Band gewartet: Stone Sour. Super Auftritt. Viele Lieder vom neuen Album + die besten der ersten beiden. Die hätten ruhig länger spielen können. In der Zeit, hab ich mir auch den größten Teil meines Sonnenbrandes eingehandelt, der ist nämlich mehr auf der rechten Gesichtshälfte. Immerhin hab ich gelernt, dass man mich auch mal ein paar Stunden in die australische Mittagssonne stellen kann, ohne weitere Probleme. Kreislauf wie nen Fahrrad. :-D Nach Stone Sour hatte ich Mittagspause und hab mir einen Aussie Hotdog gegönnt. Alles in allem hab ich an dem Tag $50 ausgegeben, was für einen Festivalsamstag phänomenal wenig ist, vor allem bei en Preisen. Nach der Pause ging es zu Silverstein, einem weiteren Highlight auf meinen Spielplan. Die Band hat bei mir im Moment die meiste Spielzeit auf dem mobilen digitalen Musikabspielgerät des Herstellers Apple. (Läuft auch jetzt gerade, während ich tippe.) Immer wieder faszinierend, was der Sänger abliefert. Ich hab aber festgestellt, dass die nie bei nem großen Festival auf die Hauptbühne dürfen. So wie der Sänger und der eine Gitarrist auf der Bühne rumrennen, wenn die ne große Bühne bekommen, wie die Centerstage bei RaR, haben sie nach dem zweiten Lied nen Herzkasper. Nach Silverstein ging es wieder vor die Hauptbühnen, den Rest von Slash hören. Hat sich gelohnt, waren „Sweet Child of mine“ und „Paradise City“ dabei. Der Sänger klingt verdächtig nach Axel Rose obwohl er weitere Hosen trägt. Ist vielleicht ne hormonelle Geschichte?!? Dann kam der Auftritt von 30 Seconds to Mars Hat mir jetzt nicht so gefallen. Ich kann bei nem beschränkten Zeitrahmen auf nem Festival nicht die Hälfte der Zeit mit schwätzen verbringen und den Fans erzählen was sie machen sollen. Das geht bei nem regulären Konzert aber nicht auf nem Festival. Nach End edes Auftritts hab ich mal bei Slayer vorbei geschaut. Was soll ich sagen, 30 Jahre Trash-Metal, gut. Wenn alles glatt läuft, seh ich die im Juli ja nochmal beim Auftritt der „Big 4“ in Gelsenkirchen. Dann ging es zurück vor die Hauptbühnen, zu den beiden letzten Bands. Queens of the Stone Age, von denen kenne ich genau ein Lied. Immerhin hat sich der Sänger während des Konzerts betrunken und beschwert, dass es eine gewöhnliche Zigarette ist, welche man ihm gebracht hat. Schon lustig. Die Musik dreht sich halt leider ein wenig im Kreis, ich mag es lieber, wenn es vorwärts geht. Um zwanzig vor sieben ist dann auch endlich der große Feuerball hinterm Merchandising Zelt verschwunden. Gerade als ich gedacht hab, jetzt spielen sie Musik, wo Stimmung aufkommt, waren sie aber auch fertig. Letzte Band, Headliner des Festivals: Iron Maiden. Für mich als nicht Iron Maiden Hörer klang das leider alles gleich. Ich war ja froh, dass ich vor ein paar Wochen versehentlich das neue Musikvideo gesehen habe, so kannte ich wenigstens ein Lied aus dem gesamten Set. Naja, 36 Jahre „New Wave of British Heavy Metal“ und jetzt war ich auch mal auf einem Konzert, sogar Open Air. Ich hör dann das nächste Mal aber lieber wieder Metallica, womit wir wieder bei Trash- bzw. Heavy Metall und den Big 4 wären :-)
Nach Konzertende ist dann auch die Völkerwanderung zurück in die City eingetreten, gut das die Spur abgesperrt war. Zum zweiten mal an diesem Tag hatte McDonald’s Hochkonjunktur. Ich bin aber nur noch ins Hostel, duschen und ins Bett. Ärgerlich war, als ich morgens duschen war, hatte ich Glück, da hatte Jemand sein Shampoo stehen lassen, meins war ja in Melbourne, abends war leider keins da. :-( In meinem Zimmer war ein Clown. Zumindest hat er sich so vorgestellt. Der Typ ist/war Straßenclown und hatte Auftritte im Zuge des Fringe Festivals in Adelaide. Der hat mich dann vollgelabert, bis ich Duschen gegangen bin. Ich bin der Meinung er war betrunken. Wecker gestellt auf fünf Uhr. Der ist dann auch um halb fünf angegangen. Glück gehabt, ich hab vergessen die Uhr am Handy umzustellen. So war ich aber ne halbe Stunde früher dran, besser als zu spät. Ausgecheckt und ab ins Taxi. Sehr gut, eigentlich machen um die Uhrzeit alle Clubs zu und der Fahrer war froh, dass er mich fahren durfte, hat er doch in der Fuhre vorher fünf Betrunkene gefahren. Sachen gibt's... Also entweder hab ich mich an dem Morgen unverständlich ausgedrückt oder er schlecht gehört. Als ich sein Taxi verlassen habe, war er der Meinung ich käme aus Oxford und meine Familie lebt in Stuttgart, wo seine Tochter studiert, ich bin aber Deutscher. Noch Fragen? Check In und dann warten. Es war 5.15 Uhr Flieger geht um 6.30 Uhr. Sollte sich Jemand fragen, warum ich eigentlich zu solch unchristlichen Uhrzeiten fliege, da ist es am billigsten.;-) Mit im Flugzeug war ein weiterer Mensch, der noch das Final Frontier T-Shirt von Iron Maiden trug. Um neun zurück in Melbourne. Viel später im Hostel gewesen, unterwegs meinen neuen besten Freund gekauft: Die Tube Aftersun Soothing Gel. Im Hostel hab ich Ian getroffen und noch etwas getrascht. Das ist der Ire, mit dem ich schon hier unterwegs war. Pünktlich um halb eins stand ich an der Rezeption zum einchecken. Check In ist eigentlich erst um eins. ;-) Den Rest des Tages hab ich dann, genau wie diesen, mit Internet und Fotos sortieren für den Blog, verbracht. Das und noch ein wenig Organisatorisches. Das ist mehr Arbeit, als es sich anhört.
Hier geht es jetzt auf sechs zu, abends. Ich geh jetzt demnächst mal frühstücken und einkaufen für Morgen. Ab Morgen bin ich wieder auf Tour. Drei Tage in Richtung Sydney. Man darf gespannt sein.
Die Bilder des Festivals, hab ich schon mal auf facebook vorab veröffentlicht und jetzt gibt es diese eben auch hier noch als Webalbum.
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