Quer durch einen melbourneschen Verkehrsalptraum ging es dann zuerst in Richtung Süden. In Melbourne war zu diesem Zeitpunkt bescheidenes Wetter. Unser Ziel war der Wilsons Promontory Nationalpark, der südlichste Zipfel des Festlands. Kurz gesagt gibt es da nichts außer Bergen und Stränden. An einem der Strände haben wir dann auch Mittag gegessen. Alles in allem nichts Besonderes. Auf dem Rückweg aus dem Park, war dann Safari angesagt, es gab Kängurus und Spinnen zu entdecken. Die Spinnen waren was giftiges aber keine Ahnung was genau. Anschließend ging es zum Hostel für diese Nacht in Lake Entrance. Dort gab es Fish & Chips als Essen und anschließend zur freien Verfügung. Wir haben uns zum Strand begeben, da hat es aber schon gedämmert. Highlight war ein Echidna, der da rumgelaufen ist und anschließend von den Touristen vollkommen überfordert war. Immerhin war der fit, der letzte hat gepennt ;-)
Am nächsten Tag ging es über eine 120 km Gravel Road, also nicht asphaltierte Straße in einen Nationalpark. Die Straße war am Anfang äußerst spektakulär. Gegenverkehr hätte keiner kommen dürfen, ich glaub dafür ist die Straße nicht breit genug. Das hat mich ein wenig an diese Höllenstraße in Argentinien/Chile/Venezuela (ich weiß grad nicht wo genau) erinnert. Zwischenstopp war in Suggan Buggan. Der Ort besteht aus drei Häusern und einer historischen Schule von 1860 oder so. Von den drei Häusern steht noch eines zum Verkauf, da ist im Umkreis von 60 km aber nix und ich mein wirklich nix. Nicht nix wie im Odenwald sondern nix wie auf dem Mond. Nur mit mehr Natur. Das Wohnhaus das neben dem Schulhaus steht, ist einem Film entsprungen, da hängen Schädel von Tieren am Zaum, das ist so richtig klischeehaft. Ich fand‘s lustig. Weiter ging die Fahrt nach Thredbo, dem Wintersportort in Australien. Gelegen am Mt. Kotz. Der Berg heißt eigentlich Mt. Kosciusko, nach seinem Erstbesteiger einem Polen. Da sich aber Niemand polnische Namen merken kann, haben wir, die Deutschen auf der Tour beschlossen, dass er ab jetzt Mt. Kotz heißt. Das ist der höchste Berg auf Festland Australien. Irgendwo im australischen Hoheitsbereich gibt es eine Insel, auf der ein noch höherer Berg ist, das zählt aber jetzt mal nicht. Also der Plan war die Besteigung des höchsten australischen Berges. 2.228 Meter, bis 1.900 Meter fährt ein Sessellift. Die restlichen 300 Höhenmeter verteilen sich auf 6,5km Fußweg. Das klingt schon mal nach wenig Spaß. Jetzt der Zeitplan: Ankunft an der Bergstation gegen 14.00 Uhr. 6,5km zum Gipfel und wieder zurück. Die letzte Talfahrt ist laut Guide um 16.30 Uhr. Also 13 km bei insgesamt 600 Höhenmetern in 150 Minuten. Das klingt doch nach Unmengen Spaß oder? Der Weg war unterteilt in zwei Look Outs bei 2 und 4 km und den letzten 2,5 km bis zum Gipfel. Was soll ich sagen, ich hab mir vor jedem Look Out gedacht: „Das war’s für mich. Was soll ich denn weiter laufen. Hier gibt es nur Steine und das hat nicht im Geringsten was mit Spaß zu tun“. Letztlich war ich dann doch ganz oben… Absolutes Highlight, das Wetter hat zwischendrin gewechselt, dicke Wolken vor der Sonne und Wind bis 40km/h. Ratet mal wer im Hemd und kurzen Hosen auf dem Gipfel stand – ohne Jacke oder ähnliches. Oben war dann auch noch eine australische Schulklasse, jenes Alter, welchem man am besten aus dem Weg geht, so zwischen 16 und 18. Auf dem Weg zurück zum Lift haben wir drei Deutschen dann so viel Müll gelabert, das hätte man fast aufnehmen müssen. War lustig. Außerdem haben wir die Beschäftigung zu dem umbenannt, was es war: Mountain Running. Nach dem Abstieg zur Liftstation ging s dann wieder ins Tal und ins Hostel/Hotel. Die Unterkunft war so ne Mischung aus beidem. Kulturelles Highlight war das „Alpen Stüble“, die australische Interpretation einer Almhütte als Bar im ersten Stock des Hotels. Als Bier gab es Öttinger, wovon sich die Deutschen weit entfernt haben. Wir sind dann zu australischem Bier übergegangen und haben auch die australische Variante von „Schnapps“ getestet. In Deutschland würde man es Likör nennen, keine Herausforderung. Dennoch war es irgendwie lustig aber auch teuer…
Letzter Tourtag ab nach Canberra. Aber erst mal warten. Wir hatten einen Koreaner dabei, zu behaupten sein Englisch sei schlecht gewesen, wäre eine Untertreibung. Er hat sich auch nicht bemüht mit Jemandem zu reden oder sonst in irgendeiner Form wahrgenommen zu werden. Der saß im Bus ganz hinten und immer in so tiefer Haltung, dass unser Guide immer nachfragen musste ob er überhaupt da ist. Oder er hat die Reflektionen in der Heckscheibe gedeutet. Einmal konnten wir seine Anwesenheit hören, da hat er nämlich gesungen – auf Koreanisch. Generell hat er immer den Kopfhörer im Ohr gehabt. Auch wenn wir was gezeigt bekommen haben und es dazu eine Erklärung gab. Was er gut konnte, war telefonieren. Der saß tatsächlich auf Mt. Kotz und hat telefoniert. Auf seinem Koffer hatte er dafür lustige Comics aufgemalt – komischer Vogel. Nach unserem Marathonlauf auf dem Berg, war er über eine halbe Stunde im Bad, als er wieder rauskam, hatte er jedoch die gleichen Klamotten an wie vorher. Am nächsten Morgen dann, standen fünf Leute im Zimmer und wollten ins Bad aber der Koreaner war wieder drin. Wieder über eine halbeStunde, bis um sieben. Um sieben gab es aber auch schon Frühstück und um halb acht wollten wir aufbrechen. Und Überraschung, als er rauskam trug er die gleichen Klamotten wie schon seit zwei Tagen. Naja ab in den Bus und auf nach Canberra, unterwegs wurde das Wetter richtig schlecht. In Canberra auf den örtlichen Ausguck gefahren, von dem man eine Übersicht über Canberra hat. Im Normalfall. Schaut euch einfach die Bilder an… Später ging es in das Australian War Memorial. Eine Mischung aus Gedenkstätte und Museum, rund um die Kriege, in welche Australien involviert war. Die geführte Tour dauert 90 Minuten, wir hatten 30 um uns „Alles“ anzuschauen. Danach ging es zum Mittagessen und dann zum Parliament House. Sehr beeindruckend. Der teuerste Bau Australiens. Auf der Fahrt hat der Guide noch erzählt, dass er immer den Sprengstofftest machen muss und sich wünschen würde, dass es mal Jemand anderes trifft. Jetzt ratet mal wer von der Security zum Sprengstofftest herangezogen wurde: Ich. Bestanden, also weder hab ich mit Narkotika noch mit Sprengstoff hantiert in letzter Zeit. Im Gebäude gab es dann eine Tour auf der man viel über das Gebäude und einiges über die australische Legislative gelernt hat. Ich zumindest. In dem Gebäude gibt es 2.700 Uhren, mit Anzeige ob gerade eine Abstimmung im Senat oder im Repräsentantenhaus ansteht. Hintergrund ist der: Wenn die Glocke ertönt und die Anzeigen angehen, hat jeder Abgeordnete genau 4 Minuten Zeit sich zur Abstimmung zu begeben. Danach werden die Türen ge- und abgeschlossen. Dann wird ausgezählt. Dadurch wird genau dokumentiert, wenn ein Abgeordneter nicht da ist und damit
- Nicht seine Partei unterstützt
- Nicht seinem Dienst als gewählter Volksvertreter nachkommt.
Das würde ich in Deutschland augenblicklich einführen. Es gibt nichts deprimierenderes als Bürger, als wenn man Bilder aus dem Bundestag sieht und vielleicht nur ein Drittel unserer geschätzten Politiker anwesend sind. Mir geht es zumindest so. Außerdem ist das Parlamentsgebäude 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr frei zugänglich. Ebenso gibt es keine Parlamentssitzungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Jeder Interessierte kann jederzeit im Zuschauerbereich einer Sitzung teilhaben um sich zu überzeugen, was die Regierung treibt. Ich muss jetzt leider sagen, dass ich noch nie im Reichstag war, ich bin mir aber nahezu sicher, dass es bei uns nicht so ist. Ein Wort zur Wahlbeteiligung, etwa 94%. Und warum? Wenn der wahlberechtigte Australier nicht wählen geht, bekommt er eine Strafe. Auch das würde ich augenblicklich bei uns einführen. Demokratie funktioniert halt mal nur, wenn das Volk auch wählt. Ich bin mal gespannt auf die Beteiligung bei den anstehenden Landtagswahlen. Bevor Jemand fragt, ich hab schon gewählt.
Hiernach ging es dann auf direktem Weg nach Sydney. Um halb acht im Hostel eingecheckt. Ich hab diesmal Zimmer in den Schlafwagen im Railway Square gebucht, weil ich da einfach mal drin wohnen wollte. Um zwanzig nach acht hab ich mich dann mit den Leuten aus dem anderen Hostel getroffen, da wir ab halb neun in „The Caffs“ angemeldet waren um unseren Tourabschluss zu machen. Wir sind so die Straße runter gelaufen und auf einmal aus dem Nichts stand Phil neben uns. Phil war mit uns auf Tour und ist ein ganz komisches Exemplar Neuseeländer, älterer Bauart. Der hatte die Tour schon mal gemacht. Immer wenn wir wo ausgestiegen sind, hatte er zwei Kameras und einen Camcorder dabei. In seinem riesigen Rucksack, der immer dabei war, war noch eine vierte Kamera. Der hat jeden Scheiß fotografiert. Auch während der Fahrt aus Fenster und wenn er nicht fotografiert hat, hat er gefilmt. Unangehmerweise auch immer die Leute von der Tour. Der saß in Canberra wirklich beim Essen und hat dann einen Schwenk mit der Kamera gemacht, während jeder beim Essen war. Der war Jedem sehr suspekt. Als wir los gelaufen sind, war er nicht dabei. Mit dem hätte auch keiner gerechnet. Und dann an der Kreuzung, stand er auf einmal neben uns, mit seinem Rucksack auf – sehr unheimlich. Auf jeden Fall waren wir dann im Pub, All you can eat Pizza und bessere Preise, da wir Tourarmbänder hatten. War gut. Nach mehreren Runden dort, sind wir dann auf Drängen der Irin weiter in einen Irish Pub, war mir recht, da war ich schon vorher. Der war gut und es gab sogar Livemusik. Punkt für mich. Um drei hab ich mich auf den Heimweg gemacht. Am nächsten Morgen erst mal ausgeschlafen. Ich kann aber behaupten, ich war diesmal nicht der Letzte. Es waren noch zwei Betten frei als ich eingelaufen bin. Am nächsten Tag dann noch ein wenig Kram organisiert, bevor ich mich abends noch mal mit dem einen Deutschen von der Tour und ein paar anderen Leuten getroffen habe. Wir waren dann nochmal weg, nicht so lang und nicht so feuchtfröhlich wie am Abend vorher, war trotzdem sehr lustig und hat ein beachtliches Loch im Geldbeutel hinterlassen
Heute Morgen ging es dann auch schon wieder weiter. Dieser Post kommt direkt aus der australischen Hauptstadt. Ich bin seit etwa vier wieder in Canberra und bleib diesmal länger als 3 Stunden. Man muss ja auch mal die Hauptstadt gesehen haben, wenn man schon fast sechs Monate hier rum hängt.
Beschriftete Bilder zum Trip sind hier.
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