Sonntag, 2. Januar 2011

Silvester in Oz

So Silvester war‘s. Eigentlich wollte ich ja, wenn ich schon mal bis auf 4000km an Sydney dran bin, Silvester dort verbringen. Dass ich jetzt in Perth war und es von dort keine bezahlbare, schnelle Möglichkeit gibt nach Sydney zu kommen, war eigentlich schade. Ist aber auf jeden Fall nen Grund mal wieder über Silvester nach Australien zu kommen. Ich hab übrigens gelesen, dass die Leute dieses Jahr schon gecampt haben um einen Platz mit guter Aussicht auf die Harbour Bridge zu haben. Mein letzter Stand war, das man mittags um zwei schon da sein muss (was bei den Temperaturen übrigens ein Unding ist) aber campen fürs Feuerwerk - ist ja total mies.
Zu Silvester buhlen die Clubs in Northbridge um Gäste. Leider auch hier, wie im Rest Australiens, hat man nur die Möglichkeit zwischen Elektro und Hip Hop. Es gibt wohl einen Club in dem Livemusik gespielt wird, den hab ich aber noch nicht gefunden. Naja, auf jeden Fall hab ich mir gedacht, wenn ich schon mal in einer Millionenstadt bin, dann will ich auch das Feuerwerk sehen und mich nicht in einem Club verkriechen. Also hab ich mich bis kurz vor Mitternacht rumgedrückt und bin dann an den Belltower. Wenn es Feuerwerk gibt, dann jawohl da, wo es jeder sehen kann. Außerdem ist gegenüber, am anderen Ufer des Swan Rivers, alles Wohngebiet, also könnte man von hier aus eine wunderbare Sicht auf das Feuerwerk der Einwohner haben. Zu meiner großen Erleichterung saßen auf der Wiese noch jede Menge andere Leute, also war meine Überlegung wohl nicht so falsch. Als es dann soweit war und das neue Jahr anbrach, begann das Feuerwerk. Dieses war aber an einer ganz anderen Stelle in Perth. Weniger tragisch, Feuerwerke haben ja die Angewohnheit am Himmel stattzufinden, dadurch konnte man es auch vom Belltower aus sehen. Das war wohl kein offizielles Feuerwerk, war trotzdem schön. Als ich dann jedoch hoffnungsvoll auf die andere Uferseite geschaut habe, wurde ich gnadenlos enttäuscht. Es gibt in Australien kein Feuerwerk! Soll heißen: Was ich in 40 Minuten Jahreswechsel zwischen 2009 und 2010 verschossen habe, ist mehr als so mancher Australier im ganzen Leben in der Hand gehabt hat. Als passende Krönung setzte um zehn nach zwölf die automatische Bewässerung des Rasens ein. Nicht da wo ich saß aber an manchen Plätzen hatten Leute ihr Mitternachtspicknick aufgebaut. So, sehr ernüchternd und ab sofort ist Silvester in Hemsbach ein kulturelles Highlight auf meinem persönlichen Veranstaltungskalender. Egal wo, egal in welcher Form, Hauptsache es scheppert und man kann Licht am Himmel fabrizieren.
Ferner hat man es hier mit den Neujahrglückwünschen nicht so. Wenn man in Deutschland nach zwölf Uhr die Straße runter läuft und einem 5 Leute begegnen, wurde man ungefähr 4,5 mal mit „Frohes neues Jahr“ beglückwünscht, ob man die Leute kennt oder nicht. Hier waren meine einzigen Glückwünsche die, welche übers Wasser angeliefert wurden. Sehr ernüchternd, wo die Australier eigentlich ein so nettes Volk sind. Ich war dann halt relativ früh im Hostel und war nicht überrascht, dass ich sogar der letzte war, der ins Zimmer kam. Im Hostel selbst wurde Neujahr eigentlich überhaupt nicht wahrgenommen. Silvester in Australien lässt sich damit eigentlich auf ein 15 minütiges Feuerwerk in Sydney herunter brechen.
Wenn ich schon beim Thema Hostel angekommen bin, noch ein paar Worte hierzu oder Buchstabensammlungen, wie mir unlängst mitgeteilt wurde. Ich finde den Begriff sehr schön, der könnte glatt von mir sein. Vielen Dank, hierfür. Also Hostel: Mein paranoider Asiate und der andere lagen wohl auf der gleichen sprachlichen Wellenlänge. Zumindest konnten sie verbal kommunizieren in einer Form, die ich nur sehr schwer als Sprache erkennen konnte, wenn überhaupt. Während der eine mit Koffer inklusive Umgebungsradar und riesigem Vorhängeschloss reiste, war der andere mehr so der leichtgewichtige Reisetyp. Eigentlich hatte er nur nen leeren Rucksack und die Klamotten, welche er an hatte. Das erklärt aber auch seine Sorge um diese paar Kleidungsstücke, die er aus Sicherheitsgründen nicht mal zum Schlafen auszog. Das ist aber im Moment anscheinend ein weiter verbreitetes Problem. Der Engländer, welcher in der ersten Nacht über mir wohnte, hat das auch. Zu dem Typ muss ich eh noch mehr schreiben. Also von Anfang an: Nach dem Einzug des Paranoiden (ja ich neige auch hier dazu meinen Mitmenschen selbstbeschreibende Namen zu geben), war ich den Tag über im Hostel. Als ich abends ins Zimmer kam, hab ich gesehen, das auf dem Bett, über meinem, Bettzeug liegt, also ist noch Jemand eingezogen – war aber nicht im Zimmer. Später als ich dann eigentlich schlafen wollte, kam dann Jemand rein und hat sich ins Bett über mir gelegt. Danach ging nochmal die Tür auf und der zweite Asiate ist eingezogen (der ohne Gepäck). Weil ich nicht wirklich einschlafen konnte, hab ich noch Musik gehört, wobei mir aufgefallen ist, dass mein Nachbar im Stockwerk obendrüber sein Bein zum Bett raushängen lässt. Mit der Zeit wurde es immer mehr Bein und ein Arm kam dazu. Da hab ich mir gedacht: „Jetzt legste Dich mal an die Wand, wenn es den runterhaut, das Du nicht auch noch was abbekommst. Nen Fuß oder ne Hand oder so“. Mit der Zeit, war dann ein Bein komplett in der Luft gehangen, das andere halb und ein Arm. Dann hat er wohl gemerkt, dass da gar kein Boden ist und ist zurück in die Mitte der Matratze gerobbt. Ich habe ihn Cliffhanger getauft. Am nächsten Morgen stellte sich dann raus, er heißt Barry. Ein älterer Engländer der schon jahrelang in Brasilien gelebt hat und anscheinend seit Jahren durch Australien tourt. Ferner hab ich Alkoholproblem diagnostiziert, konnte aber noch keine Beweise sichern. Ja, ich lese im Moment wieder vermehrt Krimis und Thriller. Der ist dann aber ab und ward den ganzen Tag nicht mehr gesehen. Abends um sechs lag er dann auf einmal im Bett, welches er auch bis zum nächsten Tag nicht mehr verlassen hat. Als nach zwei Tagen der paranoide Asiate abgereist ist, hat sich Barry dann das andere Bett auf Normalhöhe geschnappt. Den Tag verbringt er seitdem durchgehend im Hostel. Das Betttuch hat es aber bis jetzt nicht auf die Matratze geschafft. Was ich persönlich ziemlich eklig finde, ich mein, er ist bestimmt nicht der erste der direkt auf der Matratze schläft. Im Gegenteil ich könnte ja jetzt Ekel-Iren mal ins Gespräch bringen. Silvester lag er übrigens auch ab ungefähr sechs abends im Bett, bis morgens um neun. Solange kann ich nur pennen, wenn ich Sprit habe, was meine These des Alkis unterstützt. Das und die Tatsache eines säuerlichen Geruchs in Barrys Umgebung. Dieser könnte aber auch damit zusammenhängen, das er, seitdem er hier wohnt, in seinen Klamotten pennt und diese glaub noch nie gewechselt hat. Der zweite Asiate ist gestern abgereist, dafür ist Greg / Craig eingezogen. Der war bei Freunden in Brisbane und ist jetzt geflüchtet, bevor komplett Queensland unter Wasser steht und er nicht mehr weg kommt. Der ist vier Tage in Perth und fliegt dann Heim. Was bedeutet, dass seine Umgebungstemperatur um knapp 60° fällt. Von etwa 40° in Perth auf -20° daheim, der kommt nämlich aus Kanada. Herzlichen Glückwunsch, das ist wie Sauna, nur anders. Im Moment ist das vierte Bett unbesetzt, also hab ich meine Ruhe, ich hoffe das bleibt noch ne Weile so. Naja, ab 13.00 Uhr ist Check In – wir werden sehen.
So, heute Morgen noch erklärt, warum es so viel Arbeit ist, einen Post zu schreiben und jetzt 2 Seiten Text fabriziert. Außerdem sind die Northbridge Bilder jetzt online. Leider sind sie, wegen zahlreicher Posts heute, schon auf Seite zwei gewandert. Ab morgen geht es wieder arbeiten und ich bin endlich wieder produktiv, mehr oder minder. Zumindest hab ich tagsüber wieder was zu tun. Bis dann…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen