Montag, 21. Februar 2011

Kangaroo Island 17. – 19. Februar

Kangaroo Island, du feine Perle Niedersachsens. Halt, falsch. Damit kann eh maximal ein Leser was anfangen und ob der das liest, steht in den Sternen. Also nochmal von vorne.
Neulich war ich auf Kangaroo Island. Das muss man machen, wenn man in Adelaide oder generell in Southern Australia ist. Das gehört quasi zum Standard wie Neuschwanstein bei den Japanern, wenn sie nach Europa kommen. Kangaroo Island ist ne Insel ungefähr 150 km von Adelaide entfernt und berühmt für seine Tierwelt und einzigartigen Felsformationen. Los ging es am Donnerstagabend, per Bus in Richtung Küste. Während in Adelaide noch bestes Wetter war, wurde es immer mieser, je näher wir dem Wasser kamen. Für einen gestandenen Australier wie unseren Busfahrer auf dieser ersten Etappe jedoch kein Grund die Sonnenbrille abzunehmen, auch nicht als die Sonne längst hinter riesigen Regenwolken verschwunden war.
Ab auf die Fähre. 45 Minuten Werbefernsehen für Kangaroo Island, damit man ja nichts verpasst. Ich hab mir das mit Musik im Ohr erspart. Ankunft auf der Insel. Wetter noch mieser. YHA in Sichtweite zum Hafen. Ich bin dann mit einem weiteren YHA Gast aus Adelaide dort eingelaufen. Wir waren auch im selben Zimmer unter gebracht. Wir + ein Mensch der schon dort war, in einem Sechserzimmer – also massig Platz. Ansonsten schien das Hostel nahezu ausgestorben. Schnell einkaufen gewesen im örtlichen Supermarkt, der logischerweise noch ein wenig teurer war als die normalen schon sind. Beim Essen hab ich dann noch zwei Holländer erspäht und eine Amerikanerin getroffen, die auch die Tour für den nächsten Tag gebucht hatte. Nachdem es dann schon dunkel wurde, hab ich mich zusammen mit dem Engländer, mit dem ich angekommen bin, vor den Fernseher gepflanzt. Ich hab zum ersten Mal überhaupt solch faszinierende Sendungen wie „Private Practise“, „Grey’s Anatomy“ und „New Desperate Housewives“ gesehen. Wenn ich Glück hab muss ich das auch nicht mehr sehen.  Der Engländer hat sich irgendwann heimlich verzogen. Gegen halb zwölf, zwölf hab ich mich dann halt auch in die Koje gehauen, es gab echt nix mehr zu tun sonst. Am nächsten Morgen, welch eine Freude, Regen. Wir, also die Holländer, der Engländer, die Amerikanerin und ich wurden um halb zehn mit einem Reisebus am Hostel abgeholt. Für die nächste Stunde standen wir dann jedoch am Hafen, denn neben uns fünf sollten noch mehr Leute in den 50 Personenbus, welch ein Wunder. Die mussten aber erst noch per Fähre übergesetzt werden. Da diese jedoch Verspätung hatte, standen wir dumm rum. Immerhin sind ein paar Delphine die Küste entlang, so hatten wir zwei Minuten was zuschauen. Mehr Zeit wollte auch Niemand investieren, denn es hat geregnet. Als dann so nach und nach die Leute von der Fähre ankamen und sich im Bus breit gemacht haben, ging es los. Unser Fahrer auf der Insel: Dave. Nach eigener Erklärung halb POM, halb Kiwi, also ein echter Australier. So kann man es natürlich auch sehen. Wohnt und Arbeitet seit 12 Jahren als Guide auf der Insel. Nachdem er einmal angefangen hat zu erzählen, hat er nicht mehr aufgehört. Der Bus ist mit einem Affenzahn über die Insel gebrettert und Dave hat geredet und geredet und geredet. Leider hat sich das Wetter zwischenzeitlich von Regen zu Wolkenbruch entwickelt. Der erste Halt war Seal Bay. Ein Naturschutzgebiet und Heimat des australischen Seelöwen. Eigentlich macht man nicht mehr, als hinter einem Guide herzutappsen und dann in gebührendem Abstand zu den Seelöwen stehen zu bleiben und Fotos zu machen. Unser Fahrer hat noch extra Einweg Regenmäntel ausgegeben, nett, dadurch wurden nur die Füße nass. Witterungsbedingt fiel der Aufenthalt ein wenig kurz aus. Da es zu diesem Zeitpunkt schon nach zwölf war, war der nächste Stopp fürs Essen reserviert. Die Leute aus dem Hostel saßen beisammen und haben sich ein wenig ausgetauscht. Der Rest des Busses bestand irgendwie nur aus Rentnern und Asiaten. Nach dem Essen ging es zu einer Vogelschau, bei der eine hyperaktive Dame uns drei lokale Vögel vorgestellt hat. Also gefiederte Vögel, nicht die Zweibeinigen, welche ich im Normalfall meine :-D. Das war irgendwas eulenmäßiges aber um Gottes Willen kein Eule. Eine Falkenart und ein Wedge Tail Eagle, die hiesige Adlerart. Das Eulentier war trainiert bei den Leuten auf dem Schoß zu landen, damit er Futter bekommt. Der Falke hat mal pauschal nichts gemacht, der hat gestreikt bei dem Wetter. Am lustigsten fand ich den Adler. Flügel ausgebreitet, wollte starten, was er nicht sollte, Übergewicht bekommen und dann hing er Kopfüber an der Hand der Trainerin. Wild mit den Flügel schlagend. Sie hat ihn dann immer wieder nach oben holen müssen. Das sah so lustig aus. Das hat das Vieh drei oder vier Mal gemacht. Die schönste Anekdote fand ich, das mal auf einem relativ kurzen Stück Weg 37 dieser Adler gezählt wurden. Die saßen auf dem Zaun einer Hühnerfarm mit Freilandhaltung… Sensationell gut. Bilder konnte ich leider keine besonders guten machen, da entweder die Vögel sich bewegt haben oder die Trainerin wild rumgefuchtelt hat. Die Amerikanerin hatte so eine halbprofessionelle Kamera dabei, die hat klasse Aufnahmen hin bekommen. Vielleicht bekomme ich ein paar von ihr. Das ist halt der Unterschied zwischen Kompaktkamera und Spiegelreflex. Sehr spaßig bei der ganzen Vogelnummer, außer dass es geschüttet hat wie aus Eimern – wir waren immerhin unter einem Dach, nur der Boden war nahezu komplett geflutet, war ein japanischer Hobbyfotograf. Der hatte ein Objektiv auf seiner Kamera, das hat ungefähr die doppelten Ausmaße des Hubble Teleskops. Trotzdem ist er mit seiner Kamera immer bis auf ungefähr 30 cm an die Vögel ran um die zu fotografieren. Was so viel heißt, das man auf den Fotos wahrscheinlich die Blutgefäße auf der Augenrückwand der Vögel erkennen kann. Total abgefahren der Typ. Nächster Stopp waren die berühmten „Remarkable Rocks“. Jene Granitformationen auf der Klippe. Leider hat es zu diesem Zeitpunkt noch immer wolkenbruchartig geregnet und auf Grund der Küste auch noch gestürmt. Bis wir am Aussichtspunkt waren, waren die Klamotten komplett nass. Nachdem ich vorher, dank des Feingefühl und der unglaubliche Feinmotorik, für welche ich bekannt bin, meine Regenjacke schon beim ersten Stopp komplett zerlegt hatte, hatte ich für diesen Ausflug den Poncho des Fahrers, was mir aber auch nicht geholfen hat. Die tapferen, jungen Leute sind dann noch weiter und sind auch noch um die Remarkable Rocks rum getigert und dann einzeln oder in kleinen Gruppen vollkommen durchnässt zum Bus zurück. Durch einstimmiges Votum wurden die sonstigen Sehenswürdigkeiten ausgelassen oder vom Bus aus betrachtet, da das Wetter noch eine Schippe draufgelegt hat. Dafür gab es dann einen 40 Minuten Aufenthalt in Besucherzentrum. Erst Mal nen Kaffee. Unsere lustige kleine Gruppe vom Mittagessen hat sich wieder gefunden und noch etwas über Australien gefachsimpelt. Durchgehend erstaunt waren alle, als raus kam das die Holländerin 29 war, die sah aus wie 23 maximal 24. Aber das sei nur am Rande erwähnt. Auf dem Weg zurück zur Fähre, hat unser Fahrer mehrfach betont, dass es ihm noch nie passiert ist, dass es einen kompletten Tag geregnet hat. Also für ihn bleibt der Tag genauso in Erinnerung wie für uns. Immerhin, der Mann macht die Tour seit 12 Jahren, vier Mal die Woche. Mensch haben wir ein Glück!!! Naja, nachdem wir dann sechs Stunden mit nassen Klamotten im Bus saßen, wurden der Engländer und ich wieder am YHA ausgeladen. Sollte jetzt Jemand sagen, dass wir es gut hatten, da wir ja im Bus waren. Der Fahrer konnte die Heizung nicht anmachen, da sonst die Scheiben beschlagen. Es war zum Schluss einfach nur kalt. Im Hostel dann eine heiße Dusche und versucht die Klamotten wieder trocken zu bekommen. Die Schuhe mit Handtüchern ausgestopft und solche Scherze. Zum Essen, hab ich mir schön nen Kaffee machen wollen, immerhin gab es in diesem Hostel Kaffeepads, endlich mal keinen Instantkaffee, welchen ich übrigens meide. Noch gewundert, das in den Pads so wenig drin ist, lieber mal zwei in die Tasse geschmissen und dann später gewundert. Das war Tee. Wer kommt den auf die Idee, Tee in Pads zu packen? Ich hab das dann probiert und erst Mal die Jahresproduktion Zucker rein gelöffelt. Dann war es erträglich. Zum Schluss hab ich dann die Otto Waalkes Gedächtnisnummer gemacht und das ganze unter ständigem rühren in den Ausguss befördert. Gegen acht abends hat es dann mal tatsächlich aufgehört zu regnen –fast zumindest. Ich bin dann in Flip Flops nochmal ne Runde ums Quadrat, wobei ich die Amerikanerin und den Engländer getroffen habe, welche gerade Essen waren. Während er dann Duschen ist, haben Kathy und ich beschlossen, das wir was trinken müssen. Der lokale Bottleshop hatte zwar schon zu, wir konnten dann aber über den zugehörigen Pub noch zwei Flaschen Wein erstehen. Im Fernsehen kam später noch „Marley & Ich“ die meiste Zeit haben wir aber mit ratschen verbracht. Der Engländer war noch kurz da und hat auch ein Glas getrunken, dann hat er sich aber in Bett verzogen. War ja schon spät elf oder so. Das ist schon das zweite Mal, dass die Insulaner schlapp machen und das obwohl es gratis Getränke gab – Kathy hat gesagt sie übernimmt die Zeche. So kam es dann, das wir bis halb eins da saßen und ich mir eine Flasche Chardonnay in den Kopf gedrückt habe + noch ein wenig Rotwein. Am nächsten Morgen wurde ich dann geweckt aus einer Mischung von nerv tötender Schnake und Kopfweh. Frühstück und dann realisiert, dass die Fähre zurück um halb acht abends geht. Also weitere zehn Stunden auf Kangaroo Island, genauer gesagt in Penneshaw. Da es Rennwochenende war auf der Insel, Ich weiß bis zum heutigen Tag nicht, was für eine Art von Rennen und wo, gab es auch keine bezahlbaren Mietwagen. Aus diesem Grund waren der Engländer und ich mehr oder minder gefangen. Kathy hat es richtig gemacht. Die hat am Vortag noch schnell umgebucht auf die Morgenfähre um halb acht morgens. Wir sind dann späte noch einen Teil eines Parks abgelaufen. Immerhin haben wir hierbei wieder Delphine und freilebende Kängurus und Wallabys gesehen. Alles in allem habe wir aber den Großteil des Tages im Hostel, vorm Fernseher verbracht, da es in diesem Ort wirklich NICHTS gibt was man machen kann. Immerhin kam Mighty Ducks 3. Zeit für Eishockey… Naja Teil zwei oder eins wäre mir lieber gewesen. Immerhin hab ich noch gelernt, dass der Engländer ein wenig doof war. Aus dem YHA Adelaide ist er rausgeflogen – zu besoffen gewesen. Außerdem hat er einen absoluten Hänger gehabt, wenn es um Delphine ging. Der hat mich wirklich genervt mit den Viechern. Der war 22 – in dem Alter scheinen die von der Insel generell etwas am Kopf zu haben. Mit ihm reden konnte man eh nicht, der hat nämlich die Zähne nicht auseinander gebracht. Außerdem kam er aus der Nähe der schottischen Grenze, Leeds die Ecke, was ich jedoch schon aus seinem Akzent gehört hatte. Damit kann ich ein Volk der Insel geografisch anhand der Sprache bestimmen. Zwei wenn man Oxford dazu nimmt. Gegen Mittag kam dann eine japanische Schulklasse an, welche für die nächsten zwei Tage eingecheckt hat. Da war ich ja dann doch ganz froh, dass wir später am Tag die Insel verlassen. Lustiges Volk. Erst haben sie eine in die Hängematte gepackt und solange geschaukelt, bis sie geschrieben hat. Dann haben sie kollektiv Frisbee gespielt und dabei gegaggert wie die Hühner – die Jungs. Einer hat sich dann mit uns ein wenig unterhalten und erst mal erklärt, dass sie alles Japaner sind und aus Japan kommen. Da hab ich mir gedacht: Wow, die meisten Japaner kommen aus Japan. Ja sein Englisch war schon sehr durchwachsen. Er hat sich dann Internetzeit gekauft und war glücklich. Es gibt keine Vorurteile, das ist alles wahr. Naja irgendwann ging dann doch noch die Fähre und wir konnten wieder auf den Kontinent übersetzen. Leider wurde all Hoffnung zerschlagen, im Bus etwas Platz zu haben, da dieser komplett gefüllt war. Größtenteils Rentner… Ich hatte dann auch noch das Vergnügen einen alten Mann neben mir zu haben der die ganze Zeit auf seinem Sitz hin und her gerutscht ist. Irgendwann gegen zehn hatte ich dann das Verlangen die Leute um mich rum einfach zu schlagen. Konnte dem aber relativ gut widerstehen. Letztlich kam der Bus dann doch um halb elf in Adelaide an und unser Stopp war einer der ersten, so dass ich kurz vor elf wieder im Hostel einchecken konnte. 
Was war? Ich komm ins Zimmer und ausgerechnet unter dem Bett, welches für die nächsten drei Nächte meine Heimat sein sollte, lag schon einer und hat gepennt. Um elf! Naja, ich hab dann halt mein Bett überzogen und hab versucht möglichst wenig Krach zu machen. Hat glaub ganz gut funktioniert, immerhin hat er sich nicht beschwert am nächsten Tag. Ist ein Kanadier, der war schon zig mal in Australien und überlegt gerade ob er die nächsten zwei Wochen in Adelaide bleibt. Keine Ahnung warum. Gestern lag er schon um zehn im Bett. Komischer Kauz. Bin mal gespannt wenn ich nachher ins Zimmer komme. Das war mein Aufenthalt auf Kangaroo Island. Mit dem Waschen der noch immer nassen Klamotten gestern, wurde dieser offiziell beendet. 
Kangaroo Island ist an für sich sehr schön. Wenn man aber im Bus sitzt, bekommt man keine Gelegenheit mal Bilder von der Landschaft zu machen. Selbst fahren ist hier wohl die bessere Variante. Außerdem kann man dann auch die beworbenen Plätze wie die Honigfarm und Eukalyptusölfabrik anfahren, an welchen der Bus nicht hält. Für das Wetter kann ja keiner was, das war halt ein überaus schlechtes Timing.
So. Heute werde ich aber auch früh in die Falle gehen. Ich muss Morgen um sechs raus. Es geht weiter nach Melbourne…

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